Gefleckter Schierling, Conium maculatum
Doldenblütler, Juni - August, 1 - 2 m
Bild vergrößern!Giftpflanze
Vorkommen  Hecken, Wegränder; liebt kalkhaltige Böden an warmen Standorten
Wirkstoffe  Alkaloide Coniin, Conhydrin, Pseudoconhydrin, Conicein und Methylconiin in Früchte und Pflanze
Merkmale  Wurzel spindelförmig; Stängel gefleckt; Blätter zwei- bis dreifach gefiedert; Blütenstand in Dolde, Früchte gerippt eiförmig

Botanik
Der Gefleckte Schierling besitzt spindelförmige Pfahlwurzeln mit purpurroten Flecken. Der Doldenblütler blüht in großen, sieben- bis zwanzigstrahligen Dolden. Die grünlich-braunen, bis drei Millimeter großen und eiförmigen Früchte weisen eine besonders hohe Konzentration an giftigen Alkaloiden auf. Die Pflanze ähnelt der Hundspetersilie, sie ist mit dem ebenfalls sehr giftigen Wasserschierling verwandt.

Geschichte
In der Antike wurde der Schierling für Hinrichtungen von Staatsfeinden verwendet. Plato berichtet vom Tod des Sokrates, der im Jahr 399 vor Christus zum Tode durch Trinken des "Schierlingsbechers" verurteilt wurde. Bei den Germanen, aber auch in Skandinavien und England war der Schierling eine Zauberpflanze, die eine enge Beziehung zu dem Gott Wotan besaß. Im Angelsächsischen hieß der Schierling beispielsweise Wotanspfeife. Im Mittelalter war die Pflanze neben dem Bilsenkraut Bestandteil der Hexensalben. Sie wurde als Aphrodisiakum eingesetzt.

Wirkstoffe und Vergiftung
Das Alkaloid Coniin befindet sich in der gesamten Pflanze mit einem Anteil von etwa zwei Prozent. Besonders die unreifen Früchte enthalten das Gift in höherer Konzentration. Neben dem Coniin kommen noch andere Alkaloide vor, beispielsweise Conhydrin, Pseudoconhydrin, Conicein und Methylconiin. Das Gift wird von den Schleimhäuten besonders gut aufgenommen. Nach der Giftaufnahme treten Schluckbeschwerden, Brennen im Mund und Sehstörungen auf. Es folgen Lähmung der Zunge, Pupillenerweiterung, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die von den unteren Gliedmaßen her aufsteigende Müdigkeit geht zunehmend in Lähmungserscheinungen über. Der Tod tritt nach einer halben bis fünf Stunden bei vollem Bewusstsein durch eine Atemlähmung auf.

Gegenmaßnahmen
Es ist ist sofort eine Giftzentrale anzurufen. Die entsprechende und je nach Land gültige Giftnotrufnummer sollte immer beim Telefon bereitliegen. Ist diese nicht bekannt, kann man auch einen Arzt oder eine andere Notfallnummer anrufen. Allgemein sind betroffene Personen hinzulegen und warm abzudecken. Wichtig ist, dass sie sich ruhig verhalten und sich nicht unnötig bewegen. Entsprechende Maßnahmen zur gezielten Bekämpfung der Vergiftung sollte nur ein Arzt oder ein Rettungssanitäter durchführen. Der Arzt kann Erbrechen auslösen und eine Magenspülung durchführen. Bei Atemstörung wird eine Sauerstoffbeatmung durchgeführt. Bei zunehmender Lähmung werden auch kleine Strychnindosen und Kreislaufmittel verabreicht.

Hinweis: Die dargestellten Notfallmaßnahmen stellen keine Handlungsempfehlungen für medizinische Fachkreise dar, da die vorliegende Publikation zum Einsatz im Biologieunterricht gedacht ist.

Copyright: Thomas Seilnacht