Graugans
Graugans
Lateinisch: Anser anser 
Englisch: Greylag Goose 
Französisch: Oie cendrée 
 
Klasse: Vögel 
Ordnung: Gänsevögel 
Familie: Entenvögel
Größe: bis 84 cm 
Lebensraum: Schilfbestände der Seen
Die kräftig gebaute Graugans hat einen großen, rot gefärbten Schnabel. Bei den östlichen Populationen ist der Schnabel eher rosafarben, bei den westlichen eher orangefarben. Die Füße der Graugans sind fleischfarben gefärbt, die Flügel weisen am Rand einen silberfarbenen Vorderrand auf. Die weißen Bürzelseiten und die weißen Ober- und Unterschwanzdecken kontrastieren zum graubraunen Gefieder, das mit hellen Federrändern versehen ist. Männchen und Weibchen sind äußerlich sehr ähnlich. Auf der Bauchunterseite haben die erwachsenen Graugänse schwarze Federpartien. Die männliche Gans, der Gänserich oder Ganter, ist etwas größer und schwerer als das Weibchen. Es kann bis zu vier Kilogramm schwer werden. Die geschlüpften Küken – im Norddeutschen auch Gössel genannt – erscheinen gelblich, sie färben sich zunehmend braun, der Schnabel hat eine orangerote Spitze. Im Flug bilden die Graugänse eine V-förmige Formation. Das typische Schnattern der Graugänse ist ein „Kjaa-ga-ga-ga“. Sie haben aber auch eine Vielzahl anderer Rufe im Repertoire, zum Beispiel können Graugänse bei Gefahr oder bei aggressivem Verhalten laut schreien oder trompeten.

Während der Brutzeit findet man Graugänse vor allem in den Schilfbeständen der Seen und auf den benachbarten Wiesen. Sie fressen gerne Beeren, Gräser und Kräuter, sie nehmen aber auch Getreide gerne zu sich. Manchmal graben sie die Wurzeln von Pflanzen aus, um diese zu fressen. Auch Pflanzenmaterial im Wasser dient als Nahrung, dabei können die Graugänse gründeln wie die Stockenten. Der Speiseplan der Graugänse ist je nach Saison und Futterangebot sehr vielseitig.

Das Verhalten der Graugans wurde vor allem durch den Verhaltensforscher Konrad Lorenz eingehend studiert. Bei der Aufzucht der Jungvögel werden diese durch das Muttertier geprägt. Konrad Lorenz brachte sogar junge Graugänse dazu, dass sie ihm hinterherliefen und sich von ihm aufziehen ließen. Die Prägung dient den Jungen zum Schutz und ermöglicht den Zusammenhalt. Graugänse gehen lang anhaltende Partnerschaften ein, dabei entwickeln sie ein ausgeprägtes Gesellschaftsleben. Bei der „Triumphzeremonie“ richtet das Männchen den Kopf nach unten und sträubt den Hals. Mit diesem Imponiergehabe soll ein möglicher Rivale vertrieben und ein Weibchen beeindruckt werden. Bei der „Rückkehr“ hält das Männchen den Kopf gerade und das Weibchen folgt mit einer ähnlichen Geste. Wenn keiner der Partner flieht oder sich aggressiv verhält, dann ist die Paarbindung erfolgt. Beide rufen gleichzeitig mit einem trompetenähnlichen Triumphgeschrei. Die Partnerschaften halten lebenslang.

Ihr schwer zugängliches Nest bauen die Graugänse auf einem Haufen von Röhricht- und Schilfhalmen in der Nähe eines Gewässers, es wird mit Dunen ausgekleidet. Mehrere Familien bilden einen Klan und teilen sich ein Territorium. Dieses wird dann gemeinsam vor Eindringlingen verteidigt. Das Weibchen legt Ende März bis Mitte April normalerweise vier bis sechs Eier, ein Gelege kann aber auch aus bis zu zwölf Eiern bestehen. Die ovalen Eier sind anfangs weiß gefärbt, beim Brüten färben sie sich leicht gelblich oder bräunlich. Die Eier sind deutlich größer und schwerer als ein Hühnerei. Sie werden vom Weibchen allein bebrütet. Das Männchen vertreibt in dieser Zeit energisch alle Störenfriede. Die Brutdauer beträgt vier Wochen. Die Küken sind Nestflüchter, sie kehren aber immer wieder zum Nest zurück, bis das letzte Junge geschlüpft ist. Die jungen Graugänse sind erst nach knapp zwei Monaten flugfähig.

Graugänse wurden schon im Altertum als Nutzvögel auf den Bauernhöfen gehalten. Viele heutige Wildpopulationen stammen von ehemaligen Nutztierpopulationen ab. Im Winter ziehen die Graugänse in südöstliche Richtungen bis nach Vorderasien. Graugänse werden durch Jagd und durch den Verlust der Feuchtgebiete bedroht. Bei den Brut-, Rast- und Schlafplätzen sind sie relativ störanfällig. Daher müssen die Lebensräume gut vor Störungen geschützt werden. Fuchs, Seeadler und Möwen zählen zu den natürlichen Feinden der Graugans. Konkurrenten am Brutplatz sind der Höckerschwan, der Kormoran und andere Gänsearten. Eine Graugans erreicht im Normalfall 15 bis 17 Jahre, sie kann aber auch über 20 Jahre alt werden. Eine Generation dauert etwa sieben Jahre.


Bilder zur Graugans


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