Merkmale
Die Waldmaus ist größer als die Hausmaus. Das Fell ist auf der Oberseite graubraun bis gelbbraun gefärbt, es erscheint auf der Seite heller und blasser. Der Schwanz ist maximal so lang wie der Körper oder kürzer. Der gelbbraune Kehlfleck ist undeutlich. Am Bauch ist das Fell hell, es ist von den seitlichen Flanken nicht so scharf abgetrennt wie bei der sehr ähnlichen Gelbhalsmaus. Die Schnurrhaare sind als Tastsinnesorgan gut ausgebildet. Mit Hilfe der großen Ohren und Augen kann sich die Waldmaus auch bei wenig Licht orientieren. Wie bei allen Nagetiergebissen sind bei der Waldmaus die Schneidezähne zu Nagezähnen umgebildet, die Eckzähne fehlen, zu den Backenzähnen hin klafft eine Lücke. Die vier Zehen der Vorderpfoten sind mit Krallen besetzt, der Daumen ist mit einem Nagel ausgestattet. Dadurch kann die Waldmaus ihre Nahrung beim Fressen festhalten.
Lebensweise
Waldmäuse kommen in fast ganz Europa vor, nur im mittleren und nördlichen Skandinaviens fehlen sie. Auch in Nordafrika und auf Island trifft man sie an. Waldmäuse leben in Wäldern und Buschlandschaften, man findet sie aber auch in Heidelandschaften, in Parkanlagen und in den Sanddünen am Meer. Waldmäuse bilden große Familienclans. Ein erwachsenes Männchen steht in der Rangordnung ganz oben. Der Clan verteidigt das Wohnrevier energisch gegen Eindringlinge. In Gefangenschaft zeigen die Waldmäuse untereinander Sozialverhalten, sie pflegen gegenseitig ihr Fell, und auch gegenüber dem Menschen sind sie kaum aggressiv.
Die überwiegend nachtaktive Waldmaus gräbt Gänge und baut einen Bau mit verschiedenen Kammern. Der tiefe Bau wird mit zwei Eingängen versehen, die schräg in den Boden verlaufen und mit einer senkrechten Fallröhre versehen sind. Die Nesthöhlen für die Jungtiere werden mit Blättern, Moosen und Farnen ausgepolstert. In den nördlichen Verbreitungsgebieten vermehrt sich die Waldmaus vom Frühjahr bis zum Herbst, in südlichen Gebieten auch ganzjährig. Die anfangs nackten und blinden Jungen verbleiben während dem Säugen durch das Muttertier zwei bis drei Wochen im Nest und sind danach schon selbständig. Das Weibchen wirft in Mitteleuropa jährlich etwa dreimal Junge. Pro Wurf sind es zwei bis acht Junge, pro Jahr im Schnitt 18 Stück. Diese können bereits im dritten Monat geschlechtsreif werden und selbst Nachwuchs zeugen. Die Tragezeit beträgt 23 bis 24 Tage.
In den Nahrungskammern legt die Waldmaus einen Wintervorrat an. Auf diese Weise werden auch Samen verbreitet, die im nächsten Jahr keimen und neue Pflanzen ausbilden. Daher ist die Waldmaus ein unersetzlicher Nützling für den Wald. Sie erzeugt auch keine Fraßschäden. Waldmäuse ernähren sich von Samen, Eicheln, Bucheckern und Haselnüssen, dann auch von Knospen, Früchten, Getreide und selbst Schnecken, Regenwürmer und Insektenlarven werden verzehrt. In Haselnüsse und Eicheln nagen sie ein Loch, Fichtenzapfen werden bis zur Spindel abgenagt, nur wenige Schuppen an der Spitze bleiben zurück. Die Schneidezähne der Waldmaus können abbrechen, sie wachsen aber innerhalb weniger Wochen wieder nach. Im Herbst und im Winter findet man die Waldmäuse gelegentlich in den unteren Etagen von Gebäuden, wo sie sich über Mehl- oder Obstvorräte hermachen.
Feinde und Gefahren
Die Waldmaus ist sehr beweglich, sie kann gut klettern, laufen, springen und schwimmen. Bei Gefahr flieht sie mit hohen Sprüngen, mit Hilfe ihrer Hinterbeine kann sie bis zu 80 Zentimeter weit springen. Wird sie am Schwanz gefasst, streift sie die Schwanzhaut ab und entgleitet, in dem sie den Schwanz aus der Schwanzhaut zieht. Zu den Feinden der Waldmaus zählen Rotfuchs, Marder, Hermelin, Mauswiesel, Iltis und auch verschiedene Schlangenarten, sowie Greifvögel und Eulen. Die Greife können die Spur der Waldmaus am Tag verfolgen, weil ihr Urin das UV-Licht reflektiert. Auch die Hauskatze stellt der Waldmaus nach.
Artenvergleich
Die Waldmaus zählt zur Familie der Langschwanzmäuse Muridae. Der Unterfamilie der Altweltmäuse sind zahlreiche Gattungen zugeordnet, zum Beispiel die Mäuse Mus, die Waldmäuse Apodemus, die Ratten Rattus und die Zwergmäuse Micromys. In Europa leben mehrere Arten aus der Gattung der Waldmäuse, zum Beispiel auch die Alpenwaldmaus Apodemus alpicola Heinrich, die insgesamt dunkler und auf der Unterseite grauer erscheint. Eine Waldmaus kann leicht mit der Gelbhalsmaus Apodemus flavicollis Melchior verwechselt werden. Bei dieser Art ist der Bauch schneeweiß, er bildet einen scharfen Kontrast zum gelbbraunen Fell. Oberhalb der Brust verläuft ein gelbbraunes Halsband. Dieses fehlt bei der Waldmaus, sie hat höchstens einen gelbbraunen Kehlfleck ohne durchgehendes Band, ihr Bauch ist schmutzig weiß, die Oberseite ist eher graubraun gefärbt. Sie ist insgesamt etwas kleiner, ebenso die Augen und die Ohren, der Schwanz ist kürzer als der Körper oder maximal so lang. Die Rötelmaus (aus der Familie der Wühler) hat dagegen ein leuchtend rotbraunes Fell. Im Gegensatz zur Hausmaus hat die Waldmaus keine Kerbe auf der Rückseite der Schneidezähne oben.
Fotos und Grafiken zur Waldmaus