Merkmale
Die Echte Kamille ist eine einjährige Pflanze. Sie hat einen aufrecht stehenden, verzweigten Stängel. Sie erreicht eine Wuchshöhe von bis zu einem halben Meter. Die zwei- bis dreifach fiederteiligen Blätter haben schmale Zipfel und eine Stachelspitze. Der Durchmesser der Blütenköpfchen beträgt einen bis zweieinhalb Zentimeter. Die Köpfchen sind innen hohl, sie sind aus gelben Röhrenblüten und einem weißen Strahlenkranz aus Zungenblüten aufgebaut. Es entstehen hellgraubraune, kahle Achänen mit hellen Rippen. Ein Pappus fehlt meistens, eher selten sind hautartige Pappusschuppen vorhanden.
Geschichte
Bei den Ägyptern wurde die Kamille als Blume des Sonnengottes angesehen. Die Germanen weihten die Pflanze dem Sonnengott Baldur. Vermutlich waren die entzündungshemmenden Wirkstoffe den Römern schon bekannt. Dioskurides und Plinius erwähnen eine Pflanze mit dem Namen anthemis. Die Kamille war im Mittelalter eine der am häufigsten benutzten Heilpflanzen. Man sagte ihr besondere Wirksamkeit nach, wenn man die Blüten am Johannistag sammelte.
Heilwirkung
In der Kamille sind ätherische Öle wie Matricin, α-Bisabolol, Bisabololoxide A bis C und Spiroether enthalten, sowie Flavonoide, Schleimstoffe, Cumarine und Hydroxyzimtsäurederivate. Heute sind eine ganze Reihe von Heilwirkungen medizinisch nachgewiesen. Die in alkoholischen Tinkturen enthaltenen ätherischen Öle der Kamille aus der Gruppe der Terpenoide wirken entzündungshemmend, α-Bisabolol und die Flavonoide wie Apigenin haben krampflösende Eigenschaften. Die enthaltenen Schleimstoffe wirken auf Schleimhäute reizmildernd. Es sind bakterientötende und pilzhemmende Wirkstoffe enthalten. Die Droge wird bei krampfartigen Schmerzen in den Verdauungsorganen und bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Bei akuten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich und bei Infektionen der Haut ist eine Anwendung ebenfalls angebracht.
Das im Handel erhältliche „Kamillenöl blau“ ist ein durch Wasserdampfdestillation aus den frischen Blütenköpfchen gewonnenes, ätherisches Öl. Es enthält 40 bis 70 Prozent Sesquiterpen-Kohlenwasserstoffe wie Farnesen oder Chamazulen. Letzteres verleiht dem Öl seine dunkelblaue Farbe. Außerdem sind 15 bis 50 Prozent Sesquiterpen-Alkohole wie α-Bisabolol und Bisobololoxide enthalten.
Anwendung
Als Arzneidrogen dienen die Blüten Matricariae flos und das daraus gewonnene Öl Matricariae aetheroleum. Die Blüten werden kurz nach der Blüte von Mai bis August gesammelt und in dünnen Schichten im Schatten getrocknet. Äußerlich angewandt wirken Kamillenaufgüsse bei Haut-, Mundhöhlen-, Zahn-, Hals- und Rachenentzündungen. Dabei sollte man mit den Aufgüssen gurgeln oder die Dämpfe inhalieren. Zur Herstellung von Tee wird ein Teelöffel der getrockneten Kamillenblüten mit einer Teetasse kochendem Wasser übergossen. Nach zehn Minuten siebt man den Tee ab. Kamillentee hilft bei Magenschmerzen, bei Krämpfen in den Verdauungsorganen und fördert den Schlaf. Allerdings ist zu bemerken, dass bei Teeaufgüssen ein Großteil der ätherischen Öle zerstört wird und die Aufgüsse nur wenig Wirkstoffe enthalten. Sehr viel wirksamer sind Tinkturen, frische Extrakte oder das reine Kamillenöl.
Fotos zur Echten Kamille
Vergleich mit anderen Arten
Die Römische Kamille Chamaemelum nobile (L.) All. ist mehrjährig und hat einen intensivereren Geruch. Sie wächst teppichartig am Boden und bildet Ausläufer. Die Blätter sind gröber gefiedert. Die Köpfchen sind größer und erreichen bis zu drei Zentimeter Durchmesser. Sie sind innen nicht hohl. Der Blütenboden erscheint flach, die Zungenblüten stehen waagerecht ab.
Das campherartig riechende Mutterkraut wird auch Falsche Kamille genannt. Diese Pflanze hat sehr ähnliche Köpfchen, dafür aber Blätter mit viel breiteren Fiedern. Sie sind fiederspaltig mit zwei bis fünf paar Fiederlappen. Die weißen Zungenblüten erscheinen im Vergleich zur Echten Kamille rundlicher und etwas kürzer.
Die Acker-Hundskamille Anthemis arvensis L. ist geruchlos, während die Stinkende Hundskamille Anthemis cotula L. einen eher unangenehmen Geruch verbreitet. Bei den Hundskamillen sind die Blätter einfach bis doppelt fiederschnittig. Die Stängel sind verzweigt, die Körbchen stehen einzeln am Stängelende. Der Köpfchenboden ist innen nicht hohl, er ist mit Spreublättern versehen.
Die Färber-Hundskamille hat 500 goldgelbe Röhrenblüten und bis zu 50 gelbe Zungenblüten.
Fotos zu den vergleichenden Arten