Wermut  Artemisia absinthium L.
Korbblütler, Juli bis September, 60 bis 120 cm
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Standort   Kulturpflanze in den Gärten.
Wirkstoffe  Ätherische Öle (α- und β-Thujon, trans-Sabinylacetat, Chrysanthenylacetat), Bitterstoffe (Anabsinthin, u.a.), Flavonoide, Kaffeesäure, Vitamin C.
Droge  Kraut Absinthii herba.

Beschreibung

Merkmale 

Wermut ist eine ausdauernde Pflanze, die etwas aromatisch riecht und extrem bitter schmeckt. Der aufrecht stehende Stängel ist am Grund verholzt und graufilzig behaart. Die ebenfalls graufilzig behaarten Blätter stehen wechselständig am Stängel, sie sind zwei- bis dreifach fiederteilig. Die drei bis vier Millimeter großen Blütenköpfchen hängen an kurzen Stielen, sie bilden insgesamt einen pyramidenförmigen, rispigen Blütenstand. Die Köpfchen enthalten gelbe Röhrenblüten, während Zungenblüten fehlen. Die grünen Hüllblätter sind außen seidig behaart. Als Früchte entstehen winzige, ein bis zwei Millimeter lange Achänen ohne Pappus.


Geschichte


Schon die alten Ägypter kannten die Pflanze als Arzneimittel, sie war der Göttin der Heilkunst geweiht. Die Pflanze wurde nach der griechischen Jagdgöttin Artemis benannt. Daher nahmen die Jäger aller Kulturen in ihrer Tasche einen Wermutzweig auf die Jagd mit, um die Jagdausbeute günstig zu beeinflussen. Der griechische Arzt Dioskurides empfiehlt die Pflanze als Mittel gegen Würmer. Der römische Gelehrte Plinius berichtet, dass die Sieger der Wagenrennen Wermut trinken. Die Mönche des Mittelalters vermischten – wie schon die Römer – die Tinte mit Wermutextrakten, um die Schriften vor Mäuse- und Insektenfraß zu schützen. Hildegard von Bingen empfiehlt die Pflanze in Wickeln gegen Kopfschmerzen, bei Schwächezuständen, bei Brustschmerzen und bei Husten. Wermut schmückte auch die Kräutersträuße zu Ehren Marias und die Totenbahren.

Dem Wermutlikör Absinth verfielen in der Vergangenheit viele Dichter und Maler. So trank auch der Maler Vincent van Gogh das gefährliche Getränk und schnitt sich wahrscheinlich in einem solchen Rauschzustand sein Ohr ab. Nach längerem Genuss ruft der Absinth Krämpfe und Lähmungen und schließlich die Zersetzung des Gehirns hervor. Ursache ist das im ätherischen Öl enthaltene Thujon, das eine ähnliche chemische Zusammensetzung wie Cannabis aufweist. Thujon ist ein starkes Nervengift, ruft epileptische Anfälle hervor und kann zu schweren psychischen Schäden führen.

Thujon-Molekül

(–)-α-Thujon oder (1S,4R,5R)-4-Methyl-1-(propan-2-yl)-bicyclo[3.1.0]hexan-3-on


Im Jahr 1905 gab in der Schweiz ein spektakulärer Mord in der Gemeinde Commugny (Waadt) den Anstoß zu einem landesweiten Absinthverbot. Ein Weinbergarbeiter ermordete im Rausch seine Frau und seine vierjährige Tochter, nachdem er zwei Gläser Absinth getrunken hatte. In Deutschland wurde der Absinth im Jahr 1923 verboten. Seit 1998 gilt in Deutschland ein Gesetz, das Absinth mit einem Thujonanteil von bis zu zehn Milligramm pro Kilogramm wieder erlaubt. Das Verbot in der Schweiz wurde 2005 aufgehoben. Seither gibt es wieder einige Hersteller im Val-de-Travers, die nach traditionellem Verfahren den Absinth herstellen.

Der Tee ist harmlos, da das Thujon nicht wasserlöslich ist. Er gilt als magenstärkend, appetitanregend, harntreibend und verdauungsfördernd. In der Volksheilkunde wird der Tee bei Verdauungsbeschwerden, bei Leber -und Gallenleiden empfohlen, die Abkochung bei Insektenstichen, Geschwüren, Hauterkrankungen und Hautflechten.


Heilwirkung


Die Droge wirkt gegen Blähungen und regt die Gallentätigkeit an. Die Empfehlungen der Volksmedizin im Bezug auf den Tee haben sich aus heutiger, medizinischer Sicht größtenteils bestätigt.


Anwendung


Das Kraut wird während der Blütezeit gesammelt und im Schatten getrocknet. Zur Teezubereitung übegießt man einen Teelöffel der Droge mit einer Tasse kochendem Wasser und siebt nach zehn Minuten ab. Der Tee darf allerdings nicht überdosiert und auch nicht von Schwangeren eingenommen werden.

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