Merkmale
Das Einjährige Berufkraut ist auch unter dem Namen Feinstrahl bekannt. Die Pflanze hat einen Stängel mit spärlicher, abstehender Behaarung. Er ist weiter oben verzweigt, darauf sitzen viele Körbchen in einer doldigen Rispe. Die eiförmigen bis lanzettlichen Blätter sind auf beiden Seiten behaart. Die unteren Blätter sind rundlicher und länger gestielt. Der Blattrand der Grundblätter ist meistens grob gezähnt. Die Blütenkörbchen erreichen einen Durchmesser von einem bis zwei Zentimeter. Die Hülle erscheint schlüsselförmig, die schmal-linealen Hüllblätter sind anliegend. Der Pappus der gelben Röhrenblüten ist an der Basis von kleinen Borsten umgeben. Die ausgebreiteten Zungenblüten sind weiß oder leicht hellviolett, sie sind schmal-lineal und stehen in mehreren Reihen. Es bilden sich kurze Achänen mit einem zwei Millimeter langen Pappus.
Besonderheiten
Der Name Feinstrahl leitet sich daraus ab, dass die Pflanze schon relativ früh im Jahr Früchte mit feinen Haarkränzen bildet. Die Wurzel kann bis zu einem Meter tief in den Boden reichen, so kommt die Pflanze auch auf relativ trockenen Ruderalflächen an Wasser. Sie kann sich ungeschlechtlich vermehren, keimungsfähige Samen werden auch ohne eine Befruchtung gebildet.
Verwendung
Der Name Berufkraut bezieht sich auf einen alten Aberglauben. Früher glaubte man, die Pflanzen schützen vor dem „Berufen“, dem Verhextwerden. Daher legte man sie in die Kinderwiegen oder mischte sie dem Viehfutter bei. Sträuße unter dem Dach sollten vor Blitzschlag schützen. Schon die indigen Völker Amerikas verwendeten die Berufkräuter als Heilpflanzen. Sie enthalten entzündungshemmende und harntreibende Wirkstoffe. In der Volksmedizin setzte man sie bei Durchfall oder bei Blasenentzündungen ein.
Verbreitung
Das Einjährige Berufkraut stammt ursprünglich aus Nordamerika. Es wurde um 1800 als Zier- und Gartenpflanze in Europa eingeführt und hat sich seither als Neophyt massiv verbreitet und die einheimischen Berufkräuter verdrängt. In der Schweiz zählt der Feinstrahl zu den invasiven Pflanzen und darf seit 2024 nicht mehr verkauft oder neu angepflanzt werden. Allerdings muss bezweifelt werden, dass diese Maßnahme überhaupt etwas nützt, da sich die Pflanze in Europa weitflächig verbreitet hat und auch extrem hartnäckig ist. Wenn man sie im Garten loswerden will, muss man sie mehrfach im Jahr noch vor der Fruchtreife ausrupfen.
Vergleich mit anderen Arten
Das Einjährige Berufkraut bildet zahlreiche Unterarten. Es kann mit anderen Berufkräutern verwechselt werden. Das sehr ähnliche Philadelphia-Berufkraut Erigeron philadelphicus L. wurde ebenfalls aus Nordamerika eingeschleppt, man findet es in Deutschland zum Beispiel am Oberrhein oder in Österreich in der Steiermark. Diese Art hat breitere und stängelumfassende Stängelblätter, die Zungenblüten erscheinen rosa. Der Pappus sämtlicher Blüten ist einfach und besteht aus gleich langen Borsten. Kanadisches Berufkraut Conyza canadensis (L.) Cronquist hat einen langgezogenen, rispigen Blütenstand, der aus 50 bis 5000 Körbchen bestehen kann. Die weißen Zungenblüten sind viel kürzer und stehen fast aufrecht. Scharfes Berufkraut oder Echtes Berufkraut Erigeron acris L. ist in Europa beheimatet, es ist kein Neophyt. Diese Pflanze ist insgesamt stärker behaart, die Grundblätter stehen in einer Rosette. Die Röhrenblüten sind zuerst gelb und färben sich dann rötlich, die Zungenblüten erscheinen lila, sie sind kürzer und stehen nicht seitlich ab, sondern aufrecht, sie sind nur wenig länger als die Röhrenblüten. Diese sind von Pappushaaren umgeben, die Hülle der Körbchen ist dicht rauhaarig.
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