Merkmale
Die Kornrade hat zahlreiche Volksnamen, zum Beispiel Kornnelke (Süddeutschland und Österreich), Ackernelke (Baden, Schweiz) oder einfach nur Rade (Norddeutschland). Die Pflanze hat eine spindelartige Pfahlwurzel, die weit in den Boden reicht. Der Stängel und auch die Blätter sind mit einer graufilzigen, dicht anliegenden Behaarung versehen. Einige der längeren Haare stehen weit ab. Der Stängel ist weiter oben manchmal verzweigt. Die linealen Blätter sitzen gegenständig am Stängel. Die Blüten befinden sich einzeln und endständig an den Zweigen. Sie haben einen Durchmesser von vier bis fünf Zentimeter. Die fünf grünen Kelchblätter sind am Grund zu einer Kelchröhre verwachsen. Diese erscheint gerippt und sie ist zottig behaart. Mit einer Länge von bis zu sechs Zentimeter überragen die abstehenden Kelchzipfel deutlich die Kronblätter. Diese sind violettrot bis rosa und am Grund weiß gefärbt, vorne sind sie ausgerandet, eine Nebenkrone fehlt. Die zehn Staubblätter ragen – wie auch die fünf behaarten Griffel – aus der Kronröhre heraus. Der oberständige Fruchtknoten enthält nur eine Kammer. Es entsteht eine bis zu zwei Zentimeter lange Kapselfrucht mit fünf Zähnen, die bei der Reife von den vertrockneten Kelchblättern mit ihren langen Zipfeln umgeben ist. Die Kapsel enthält zahlreiche, schwarze Samen. Diese sind mit warzigen Rippen versehen, ihr Durchmesser beträgt zweieinhalb bis drei Millimeter.
Besonderheiten
Die Kornrade profitierte früher vom Getreideanbau durch den Menschen. Die gut geschützte Kapsel öffnet sich in den meisten Fällen noch nicht bei der Fruchtreife. Sie wurde oft erst beim Dreschen zerstört, wodurch die Samen den Weg in das Saatgut fanden. Mit der Einführung der Saatgutreinigung gingen die Bestände stark zurück. Da oft nur die grünen Kelchblätter aus einem Getreidefeld herausragen, findet in diesen auch Fotosynthese statt.
Toxikologie und Verwendung
Sämtliche Teile der Pflanze und vor allem die schwarzen Samen enthalten Saponine, die stark toxisch wirken. Wenn das Korn früher mit den Samen verunreinigt war, kam es zu Vergiftungen bei der Bevölkerung, teilweise sogar mit tödlichem Ausgang. Man bezeichnete das kontaminierte Korn deshalb auch als „Höllenkorn“. Eine Trennung war nur schwer möglich, da die Samen mit ihren drei Millimetern den gleichen Durchmesser wie Getreidekörner aufweisen. Aus diesem Grund war es wichtig, dass das Saatgut vor der erneuten Aussaat gründlich gereinigt wurde.
In der Volksmedizin verwendete man die Kornrade früher bei Hautleiden. Aufgrund der hohen Toxizität wird das heute nicht mehr empfohlen. Die Kornrade wird gelegentlich in Wildpflanzen- und Bauerngärten angepflanzt. Sie lockt wegen ihren Pollen und ihrem Nektar Schmetterlinge an, sie wächst besonders gerne in Gesellschaft des Klatschmohns und der Kornblume.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist heute gesetzlich geschützt. Sie war früher in Getreidefeldern sehr gefürchtet, ihre Samen sind toxisch, sie können das Korn und damit das Mehl verunreinigen. Durch die Saatgutreinigung ging der Bestand der Pflanze stark zurück.
Vergleich mit anderen Arten
Die ursprünglich aus Griechenland in Mitteleuropa eingebürgerte Kornrade ist aufgrund ihrer Merkmale und vor allem auch wegen ihrer endständigen, großen Blüte einzigartig. Weltweit existieren nur zwei Kornraden-Arten. Die Weiße Kornrade oder Schlanke Kornrade Agrostemma gracile Schischk. blüht rein weiß, sie wächst etwas weniger hoch und ist eher selten in den Gärten als Zierpflanze anzutreffen. Diese Art ist in den trockenwarmen Steppen und Halbwüsten in Westasien beheimatet, zum Beispiel im Iran oder in Turkmenistan.
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