Merkmale
Der Große Sauerampfer ist auch unter der Bezeichnung Wiesen-Sauerampfer bekannt. Die bis zu einen Meter hoch wachsende Pflanze hat ein faseriges Rhizom und ist mit seinen tiefen Speicherwurzeln gut im Boden verankert. Die Stängel zeigen deutliche Rillen, sie sind innen hohl. Die länglichen, gestielten Grundblätter haben abwärts gerichtete Spitzen. Die Stängelblätter weiter oben erscheinen länglich-pfeilförmig, sie sind direkt mit dem Stängel verwachsen, an der Basis finden sich abstehende Zipfel. Die tütenartige Nebenblattscheide (Ochrea) am Grund der Blattstiele ist oft franzig zerschlitzt oder leicht gezähnt. Der rispenartige Blütenstand besitzt keine Hochblätter, er ist verzweigt, die Seitenäste sind unverzweigt. Die Pflanze ist zweihäusig. Die männlichen, kugeligen Blüten erscheinen zunächst grün. Bei der Reife öffnen sie sich und aus den sechs grünen Perigonblättern treten sechs fingerförmige, grüngelbe, an der Spitze purpurrote Staubblätter hervor. Die Perigonblätter der weiblichen Blüte sind zuerst grün und färben sich später am Rand rot. Die Narbe enthält tentakelartige Fortsätze und schlauchartige Verästelungen. Die drei inneren Perigonblätter der weiblichen Blüte wachsen nach der Blüte weiter und bilden rundliche bis herzförmige Fruchthüllen (Valven), die die kleinen Nussfrüchte umgeben. Bei der Reife sind auch diese am Rand rot gefärbt.
Besonderheiten
Die Ochrea dient beim Sauerampfer als Schutz für die Knospen. Die Valven schützen die Nüsschen und fungieren als Flugorgan. Die Schwielen enthalten Luft, so wird die Flugfähigkeit verbessert. Fallen sie in einen Bach, bewegen sie sich schwimmend fort. Die Samen können noch nach vielen Jahren keimen, sie bleiben sogar in der Gülle keimfähig. Ein Staubblatt kann bis zu 30000 Pollenkörner hervorbringen, eine Pflanze kann insgesamt bis zu 300 Millionen Pollen produzieren. Sie dienen der Honigbienen als Nahrung. Allergiker reagieren auf die Pollen, sie gelten als ein Verursacher des Heuschnupfens. Der Sauerampfer ist auch für viele Tag- und Nachtfalter eine Futterquelle. Über die Wurzelsprosse kann sich der Sauerampfer auch vegetativ vermehren, wenn er an den Wurzeln verletzt wird.
Verwendung und Toxikologie
Schon im Altertum wurde der sauer schmeckende Sauerampfer angebaut. Der lateinische Artname acetosa ist vom lateinischen Wort acetosus („sauer“) abgeleitet. Auch der deutsche Name Ampfer ist ein altes Wort für „sauer“. Die jungen, grünen Blätter werden als Wildgemüse wie Spinat zubereitet und gegessen. Sie sind reich an Eisen und Vitamin C. Allerdings ist zu beachten, dass der Sauerampfer Oxalate enthält, die bei übermäßigem Verzehr zu einer Vergiftung führen können. Für Kleinkinder wirkt der Sauerampfer stark toxisch. Als Symptome treten Durchfall und Erbrechen auf, bei häufigem Verzehr können Nierensteine oder Nierenschäden entstehen. Dies kann auch beim Weidevieh auftreten, besonders für Schafe ist die Pflanze ungeeignet. In einigen Ländern wie Belgien, Frankreich oder Polen gilt eine cremige Ampfersuppe als Delikatesse.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist auf gedüngten Wiesen weit verbreitet, ihr Bestand ist nicht gefährdet. Bei den Landwirten ist der Sauerampfer nicht besonders beliebt, weil er aufgrund seiner extrem erfolgreichen Fortpflanzungsstrategien die wertvollen Futterpflanzen verdrängt und das Vieh den Sauerampfer meidet.
Vergleich mit anderen Arten
Der Große Sauerampfer kann mit anderen Sauerampfer-Arten verwechselt werden. Der Kleine Sauerampfer Rumex acetosella L. wächst nur 10 bis 30 Zentimeter hoch, er hat pfeilförmig-schmale Blätter mit waagerecht abstehenden Zipfeln. Die Valven sind ein bis zwei Millimeter lang und nur wenig größer als die Frucht, sie haben keine Schwielen.
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